Lotus 72

Lotus 72

Jochen Rindts Wagen in der Gold Leaf Lackierung (bis 1971)

Der Lotus 72 war ein von Colin Chapman und Maurice Philippe entworfener und gebauter, und von 1970 bis 1975 vom britischen Formel-1-Team Lotus eingesetzter Formel-1-Rennwagen.

Der Lotus 72 gilt bis heute als das erfolgreichste Formel-1-Auto aller Zeiten. Er wurde bis 1975 (Lotus 72E) eingesetzt und gewann 1974 noch drei Grand Prix mit Ronnie Peterson.
Technologische Vorläufer des Lotus 72 waren der Turbinen-Lotus und der Allrad-Lotus 56B. Viele konstruktive Details wurden zum ersten Mal in der Formel 1 angewendet.
Konstruktion
Das Design war konsequent als Keilform ausgelegt, indem die Kühler in die Seitenkästen wanderten, wo sie eine bessere Gewichtsverteilung ermöglichten. Das Monocoque wechselte in Höhe der Vorderachse in eine teilweise offene blechverstärkte Rechteckrohrkonstruktion. Diese war notwendig, um die innenliegenden Vorderradbremsen erreichen zu können. Die Bremsscheiben wurden durch die typischen kleinen Kamine entlüftet. Die Bremsen waren durch Wellen mit den Rädern verbunden – eine der Schwachstellen des Lotus 72, denn die Verbindung zwischen Bremsscheiben und Welle brach mehrmals und war der Auslöser für den tödlichen Unfall von Jochen Rindt.
Stoßdämpfer und – aus Platzgründen verwendete – Drehstabfedern lagen im Chassis und waren mittels einer Zugstange mit dem oberen Querlenker verbunden. Die Querlenker waren als Blechdreiecke ausgeführt. Der obere Querlenker lag in der Neigung der Keilform, wodurch ein Anti-Dive-Effekt erzeugt wurde. Diese Anordnung bewährte sich nicht und wurde bald umgebaut.
Die Cockpitverkleidung bestand aus einer einteiligen Plexiglasverschalung, die auf das Chassis aufgelegt war. Hinter dem Fahrer war zum ersten Mal der größte Teil des Tanks in der Mitte des Chassis untergebracht, eine Anordnung, die sich durchsetzte und bis heute beibehalten wurde.
Die erste Heckflügeleinheit, vom 49C übernommen, hatte drei gestaffelt angeordnete Flügel.
Insgesamt war der Lotus 72 eine für seine Zeit ungewöhnliche Konstruktion, bei der in vielen Bereichen Neuland betreten wurde. Viele konstruktive Details, insbesondere beim Fahrwerk, erwiesen sich als problematisch und mussten verändert werden.
Rennhistorie
Der Lotus 72 gab sein Debüt 1970 beim Großen Preis von Spanien. Gefahren wurde das Fahrzeug von Jochen Rindt und John Miles. Rindt gewann 1970 vier Grand-Prix-Rennen mit dem 72er, hatte aber wenig Vertrauen in das Auto. Er verunglückte beim Training zum Großen Preis von Italien tödlich und Colin Chapman sah sich erheblicher Kritik ausgesetzt. Auslöser des Unfalls war die bekannt kritische Verbindung zwischen Bremsscheibe und Halbachse. Der Nachfolger von Rindt, der Brasilianer Emerson Fittipaldi, siegte Ende 1970 beim Großen Preis der USA und sicherte damit Rindt posthum die Fahrer-WM und Lotus den Erfolg bei den Konstrukteuren.
Der Lotus 72 gewann 20 der 75 Rennen, in denen er eingesetzt wurde. Zu den beiden Titeln 1970 kamen auch 1972 beide Weltmeisterschaftswertungen, dazu 1973 auch die der Konstrukteure. Titelverteidiger Emerson Fittipaldi gewann drei Rennen, Nachwuchstalent Ronnie Peterson sogar vier, aber die beiden nahmen sich dabei gegenseitig die Punkte weg, sodass Stewart erneut Champion wurde und Fittipaldi zu McLaren wechselte. 1974 sollte der vielfach einstellbare Lotus 76 der Nachfolger werden, aber Lotus beschäftigte sich wieder mit zu vielem und setzte erneut den 72E ein, der nun eine breitere Spur hatte. Auch 1975 musste noch auf den 72 zurückgegriffen werden. Erst der Lotus 77 bewährte sich als Nachfolger.

Quelle: Wikipedia